NATÜRLICH. Feste Seife ist nicht nur das älteste menschengemachte Tensid der Welt, es besteht im traditionellen (und besten) Fall auch vollständig aus Dingen, die in der Natur vorkommen. Was in diesem Sinne natürlichen Ursprungs ist, ist auch wieder vergänglich – oder neudeutsch: «biologisch abbaubar». Gerade industriell hergestellte Seifen enthalten darüber hinaus oft aber weitere – problematische – Inhaltsstoffe.
Seife besteht aus Ölen und Fetten pflanzlichen oder tierischen Ursprungs und Natron- oder Kalilauge. Und selbst diese Lauge, die zum Verseifen der Öle verwendet wird, lässt sich aus natürlichen Mitteln herstellen. In Mitteleuropa verwendete man dafür jahrhundertelang Holzasche und gebrannten Kalk, die daraus entstehenden Kali-Schmierseifen wurden dann mit Kochsalz zu festen Natronseifen umgesetzt.
Wäre feste Seife nicht aus diesen zahlreich in der Natur vorkommenden Dingen herstellbar, gäbe es sie nicht seit Jahrtausenden. Auch wenn Seifen farbig sind und duften, können sie dennoch völlig aus potenziell in der Natur vorkommenden Rohstoffen hergestellt sein. Als Duft können ätherische Öle verwendet werden, die aus Blüten, Blättern oder Wurzeln spezieller Pflanzen gewonnen werden, als Farben kommen Kräuter, Früchte, Ton- oder Heilerden infrage.
Biologisch abbaubar in drei Tagen
All diese Zutaten zerfallen auch wieder. Traditionell auf diese Weise hergestellte Seife ist nicht nur das älteste Tensid der Welt, es ist auch das am schnellsten biologisch abbaubare. Rund 99 Prozent des Seifenwassers, das in den Abfluss fließt, wird in der Kläranlage binnen drei Tagen abgebaut.1
Die beim Kontakt mit kalzium- und magnesiumhaltigen hartem Wasser entstehenden sogenannten Kalkseifen – das verbleibende Prozent sozusagen – brauchen im Faulturm der Kläranlage etwas länger.2
Es sind diese Kalkseifen, die sich beim Verwenden von Seife mit hartem Leitungswasser auch im Waschbecken oder der Duschwanne als Belag absetzten und sich mit Essig oder in Wasser gelöster Zitronensäure (bewährtes Entkalkungsmittel für Wasserkessel und Kaffeemaschinen sowie traditionelles Konservierungsmittel für Marmeladen und anderes Eingemachtes) einfach wieder entfernen lassen.
Als Lebensmittelzusatzstoff zugelassen
Kalkseifen sind ansonsten auch nichts Schlimmes, sie sind (ohne Mengenbegrenzung) als Zusatz in Nahrungsmitteln zugelassen (E470a und E470b) und kommen auch im menschlichen Körper als Zwischenprodukte des Fettstoffwechsels vor. Sie werden dann wieder in Fette und Salze zerlegt.
Vorsicht mit Seife in freier Natur
In der Natur sollte man übrigens darauf achten, auch Naturseife nicht in Flüsse oder Seen gelangen zu lassen, denn auch, wenn sie biologisch abbaubar ist, sollten Wassertiere wie Fische und Krebse sie nicht trinken, da frisches Seifenwasser für sie giftig ist. Konsumentenschützer raten daher dazu, Seifenschaum und ‑wasser in der Erde versickern zu lassen, wo der biologische Abbau unproblematisch stattfinden kann5. Spezielle und überteuerte «Outdoor-Seifen» sind demnach völlig überflüssig. Mehr dazu lesen Sie auch hier: «Braucht man beim Wandern oder Campen extra Outdoorseifen?»
Abbaubarkeit verschiedener Seifen
Das Angebot an festen Seifen ist insgesamt riesig. Es gibt eine Vielzahl von traditionell hergestellten Seifen wie jene aus Aleppo oder Marseille, dazu kalt- oder heiß verseifte Seifen aus unzähligen kleinen Manufakturen sowie freilich ein großes Angebot der Kosmetik- und Waschmittelindustrie.
Für die biologische Abbaubarkeit sind bei all diesen Seifenvarianten die Zutaten entscheidend. Sowohl traditionell hergestellte Seifen wie Aleppo-Seifen oder Marseiller Seifen als auch die meisten industriell hergestellten Kernseifen sind wie oben beschrieben vollständig biologisch abbaubar, sofern sie nur aus Lauge und Fetten bestehen.
Problematische Zusätze
Zusätze für Farbe, Duft oder Textur – wie Tonerden, Kräuter, naturreine ätherische Öle, Heilkreiden oder pflanzliche Pulver – sind ebenfalls unbedenklich. Schwieriger wird es bei den auch von kleinen Manufakturen vielfach zugesetzten synthetischen Farbpigmenten, Parfümölen und speziell auch bei den Wasserenthärtern und sogenannten Komplexbildnern, welche sich vor allem in Fabrikseifen finden.
Zu den in der industriellen Herstellung beliebten Zusätzen zählen – neben künstlichen Farben und Düften – etwa der «Komplexbildner» →EDTA (Ethylendiamintetraacetat), der das Wasser enthärtet und Seifen noch besser schäumen lässt, erdölbasierte sogenannten →PEG-Zusätze oder auch Weichmacher und Konservierungsstoffe. Zutaten wie diese sind – auch wenn sie freilich nur einen sehr geringen Anteil in der Seife ausmachen – eher schlecht, teils auch gar nicht biologisch abbaubar.
Quellen:
[1] Wasser-wissen.de: «Seife», online unter http://www.wasser-wissen.de/abwasserlexikon/s/seife.htm, zuletzt aufgerufen am 6. April 2023.
[2] Wagner, Günter: «Waschmittel. Chemie, Umwelt, Nachhaltigkeit», Weinheim, 2017, S. 277ff.
[3] Food-detektiv.de: «E470a Natrium‑, Kalium- oder Calciumsalze der Speisefettsäuren», online unter https://food-detektiv.de/zusatzstoffe/?enummer=Natrium‑,%20Kalium-%20oder%20Calciumsalze%20der%20Speisefetts%C3%A4uren, zuletzt aufgerufen am 6. April 2023.
[4] Pharmawiki.ch: «Magnesiumstearat», online unter https://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=Magnesiumstearat, zuletzt aufgerufen am 6. April 2023.
[5] Test.de: «Körperpflege. Extra Outdoor-Seifen sind unnötig», online unter https://www.test.de/Koerperpflege-Extra-Outdoor-Seifen-sind-unnoetig-5321690–0/, zuletzt aufgerufen am 6. April 2023.