GLAUBENFRAGEN. Die Flüssigseife gilt allgemein als eine saubere Sache. Gerade aus Hygiene-Erwägungen hat sie die feste Seife aus dem öffentlichen Raum praktisch vollständig verdrängt. Doch auch Flüssigseife hat ein Hygieneproblem. Einfallstor für Keime ist der Pumpspender.
Ernst Tabori, Direktor des Deutschen Beratungszentrum für Hygiene (BZH) in Freiburg wies in in diesem Zusammenhang während der SARS-CoV-2-Pandemie in der Zeitschrift «Good Health» auch auf die nötige Pflege eines Flüssigseifenspenders hin. Denn dort, sagte er der Nachrichtenagentur dpa, könnten sich Keime auf dem Pumpmechanismus ansammeln.1
Das hatte bereits eine 1984 veröffentlichte Studie der Dermatologischen Abteilung des Baylor College of Medicine in Houston im US-Bundesstaat Texas ergeben. Verglichen wurden in der Untersuchung «antibakterielle» und gewöhnliche Seifen sowohl in fester als auch in flüssiger Form in einem einwöchigen Praxistest in Waschräumen von Krankenhäusern. Bei der regelmäßigen Probenentnahme zeigte sich, dass die flüssige Seife in den Flaschen durch den Gebrauch zwar nicht von Keimen kontaminiert wurde, das Äußere der Flüssigseifenspender jedoch teils stark von Bakterien besiedelt worden war.2
Vorsicht beim Nachfüllen
Auch wenn diese Erreger – wie bei einem festen Stück Seife – nachher von den Händen wieder abgewaschen werden, macht es also durchaus Sinn, sowohl den Drücker, die Oberfläche der Flasche, als auch den zuweilen außen verklebenden Pumpmechanismus regelmäßig zu säubern.
Vorsicht ist auch geboten, wenn Flüssigseifenspender nachgefüllt werden. Im Rahmen einer Untersuchung an der University of Alabama in Birmingham wurde 2015 antimikrobielle Flüssigseife in Zahnarztkliniken untersucht. Nach der Probenentnahme zeigte sich, dass die Seifen in den original verschlossenen Seifenbehältern zwar keimfrei waren, in Proben der Flüssigseife aus den nachgefüllten Seifenspendern wurden dagegen Bakterien nachgewiesen.3
Flüssigseifenspender immer gut säubern
In Deutschland zitiert das Robert-Koch-Institut in seinen Empfehlungen für Einrichtungen des Gesundheitswesens gleich mehrere Studien der vergangenen Jahre, in denen Keime in unsachgemäß nachgefüllten Spendern festgestellt wurden, wohlgemerkt in Spitälern.4
Flüssigseife verdient damit ebenso eine gewisse Aufmerksamkeit und Pflege wie ein festes Stück Seife auch. Flüssigseifen werden wegen ihres hohen Wassergehalts zwar stets konserviert, dennoch sind sie nicht – wie oft vermutet – per se auch im Gebrauch immer «keimfrei». Auch ihre Spenderflaschen müssen außen regelmäßig sauber gemacht und vor dem Nachfüllen auch innen gut gereinigt werden, um eine Verkeimung zu vermeiden.
Konservierung heißt nicht «keimfrei»
Die Konservierungsmittel sind lediglich dazu gedacht, das Produkt in der Flasche so lange zu schützen, bis es im Rahmen einer regelmäßigen Verwendung aufgebraucht ist. Sie konservieren weder die Oberfläche der Spender, noch machen sie das Innere der Flasche beim Nachfüllen automatisch keimfrei, wenn beim Umgießen nicht sauber gearbeitet wird, dabei Keime ins Innere gelangen oder die Seife verdünnt wird.
Denn im Wasser entsteht Leben: Das lässt sich leicht nachprüfen, in dem man im Sommer einmal einen Eimer Wasser eine Woche lang in der Sonne stehen lässt. Was sich darin alles entwickelt, lässt sich manchmal mit bloßem Auge beobachten, manchmal nur riechen. Wird Flüssigseife also verdünnt, reicht das Konservierungsmittel nicht mehr aus und Keime können sich darin vermehren. Die Zeitschrift Ökotest warnt daher auch davor, Flüssigseife selbst zu mischen, etwa aus Duschgel und Wasser.5
Quellen:
[1] «Good Health» (Ausgabe 6/2019), zitiert nach “Von wegen Keimschleuder – zurück zur Seife am Stück”, bluewin.ch, zuletzt aufgrufen am 14. Spetember 2024.
[2] Mollie E. McBrided: “Microbial Flora of In-Use Soap Products”, Department of Dermatology, Baylor College of Medicine, Houston, Texas, in Applied and Environmental Microbiology, Aug. 1984, S. 338–341, hier S. 340, zuletzt aufgrufen am 14. Spetember 2024.
[3] Stephanie S. Momeni, Nancy Tomlin, John D. Ruby, School of Dentistry, University of Alabama at Birmingham: “Isolation of Raoultella planticola from refillable antimicrobial liquid soap dispensers in a dental setting”, in The Journal of the American Dental Association, 2015 April ; 146(4): 241–245, zuletzt aufgrufen am 14. Spetember 2024.
[4] “Händehygiene in Einrichtungen des Gesundheitswesens. Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI)”, in Bundesgesundheitsblatt 2016 · 59:1189–1220, hier S. 1199f., zuletzt aufgrufen am 14. Spetember 2024.
[5] “Keimgefahr durch Pumpspender”, Ökotest.de, 5. Januar 2018, zuletzt aufgrufen am 14. Spetember 2024.