AUFGEDECKT. Der WDR zeigt in seiner Sendung «Servicezeit», wie sauber Flüssigseifenspender wirklich sind. Ergebnis einer Untersuchung im Labor: Der Großteil verdient das Prädikat «Keimschleuder».
Für die Studie hat der Professor für Hygiene und Mikrobiologie Dirk Bockmühl von der Hochschule Rhein-Waal1 zusammen Kollegen 104 Seifenspender aus deutschen Hotels untersucht.2
«Wir haben verschiedene Seifenspendersysteme in Hotels auf die mikrobiologische Kontamination untersucht», sagt Bockmühl in der WDR-Sendung. Bei den herkömmlichen Seifenspendern mit Pumpmechanismus habe man «in 70 Prozent eine erhebliche bakterielle Kontamination gefunden».
Systeme, bei denen man einen an der Wand montierten Seifenspender lediglich zusammendrückt, damit unten die Seife herausläuft, seien dagegen «fast nie kontaminiert» gewesen, nur lediglich in knapp elf Prozent der Fälle.
Vor allem Einwegspender betroffen
Betroffen sind damit vor allem die handelsüblichen Pumpspender, die für den Hausgebrauch verkauft werden. Kontaminiert waren die untersuchten Flüssigseifen mit Hefen, Schimmelpilzen, Bakterien und Pluralibacter, ein Bakterium, das schwere Infektionen auslösen kann und nach Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung nichts in kosmetischen Mitteln zu suchen haben sollte.3
Da sich Pluralibacter-Bakterien sich an Konservierer, wie sie in kosmetischen Produkten eingesetzt werden, anpassen können, sei dies besonders ein Problem für immunschwächere Menschen, sagt Bockmühl, also «alte Menschen, Schwangere, ganz junge Personen.»
Einfallstor ist der Pumpmechanismus
Schuld an der Verkeimung sei die Konstruktion des Pumpmechanismus, so Bockmühl. Viele Spender ließen nach der Verwendung wieder Luft in die Flasche, um ein Vakuum darin zu verhindern. Dabei könnten durch den Verschluss sowohl Wasser als auch Bakterien in das Innere des Spenders geraten.
Im Video zeigt der Experte, welche Seifenspendervarianten unter Hygienegesichtspunkten besser und welche schlechter sind. Beim Nachfüllen von Einwegspendern rät er zur Vorsicht.
Quellen:
- Hochschule Rhein-Waal: «Prof. Dr. Dirk Bockmühl», https://www.hochschule-rhein-waal.de/de/fakultaeten/life-sciences/organisation/professorinnen/prof-dr-dirk-bockmuehl, zuletzt aufgerufen am 14. September 2024.
↩︎ - Lucassen, R., van Leuven, N., Bockmühl, D.: «A loophole in soap dispensers mediates contamination with Gramnegative bacteria» in MicrobiologyOpen, 12, e1384, https://doi.org/10.1002/mbo3.1384, zuletzt aufgerufen am 14. September 2024. ↩︎
- Bundesinstitut für Risikobewertung: «Hautcremes, Make-Up und Shampoos sollten frei von Pluralibacter gergoviae sein», https://www.bfr.bund.de/cm/343/hautcremes-make-up-und-shampoos-sollten-frei-von-pluralibacter-gergoviae-sein.pdf, zuletzt aufgerufen am 14. September 2024. ↩︎