Kernseife ist die klassische →Seife, wie sie seit Jahrhunderten aus →Fett und →Lauge hergestellt wird. Im Mittelmeerraum wurde sie traditionell vor allem aus Olivenöl, in Mitteleuropa aus Schlachtabfällen gesiedet. Heute wird sie in den großen Fabriken meist auf Basis von Rindertalg oder Palmöl hergestellt.
Die Lauge wurde früher entweder aus Asche oder natürlichen →Sodavorkommen hergestellt, später konnte sie in Fabriken künstlich erzeugt werden. Verwendet wurden fast ausschließlich Abfallfette, die nicht mehr genießbar waren, diese stammten entweder aus Schlachtungen oder den letzten Pressungen der Oliven.
Beim Sieden wurden Fette und Lauge oft stunden‑, teils auch tagelang miteinander verkocht. Anschließend wurde das Ganze mittels Kochsalz →ausgesalzen. Dabei trennte sich der Seifenleim im Kessel in den namensgebenden «Seifenkern», der oben schwamm, und die →Unterlauge, die darunter auch alle Verunreinigungen in sich versammelte, die mit den oft unreinen Rohstoffen eingetragenen worden waren.
Durch das Aussalzen wanderte auch das natürlicherweise in der Seife enthaltene hautpflegende →Glyzerin in die Unterlauge. Es wurde mit ihr weggegossen.
Ergebnis war (und ist) eine stark entfettende Seife, die gut geeignet ist zum Wäschewaschen oder zum Putzen. Mangels Überfettung wirkt sie auf die Haut austrocknend.
Industriell wird Kernseife heute meist nicht aus den natürlichen Fetten und Ölen selbst, sondern aus den daraus gewonnenen →Fettsäuren hergestellt. Das in den Fetten und Ölen von Natur aus enthaltene Glyzerin wird dazu zuvor →abgespalten, die Seife dann nur noch mit den Fettsäuren und der Lauge hergestellt. Chemisch gesehen ist das Ergebnis das gleiche.
Grund für die vorherige Abspaltung des Glyzerins sind finanzielle: Der Stoff kann anderweitig etwa zu Hautpflegezwecken in Kosmetika eingesetzt oder auch zur Herstellung von Sprengstoffen wie Dynamit verwandt werden.
In der industriellen Seifenherstellung dienen Kernseifen als Basis für
→Feinseifen.
Quellen:
Frey, Wolfgang: «Die Renaissance der Seife», Heiligkreuz, 2025.