Zweifelhafter «Luxus» im Hotelbad

Seifenspender im Hotel und gleich daneben die Bodylotion.
Seifenspender im Hotel – und gleich daneben die Bodylotion.

Die Spender mögen noch so edel designt sein, noch so viel Luxus-Ambiente verbreiten und noch so sehr als Zeichen der Großzügigkeit der Direktion verstanden werden, bei näherem Hinsehen entpuppt sich der Inhalt als gewöhnlich, profan und wenig hautfreundlich. Basis der allermeisten derart angebotenen Flüssigseifen und Duschgels ist (neben Wasser) das synthetische Tensid «Sodium Laureth Sufate», kurz «SLES».

Hauptzutat (abgesehen vom Wasser): Das synthetische und tendenziell die Haut austrocknende Tensid «Sodium Laureth Sulfate».
Oft die Hauptzutat (abgesehen vom Wasser): Das synthetische und tendenziell die Haut austrocknende Tensid «Sodium Laureth Sulfate».

SLES gilt als das am häufigsten verwendete Tensid in den modernen Reinigungsprodukten der Kosmetikindustrie, auch viele handelsübliche Shampoos basieren darauf. Es hat eine stark entfettende Wirkung auf die Haut, weshalb selbst in der kosmetischen und dermatologischen Fachliteratur dazu geraten wird, nach der Verwendung die Haut einzucremen.1

Die in den Hotelbädern angebotenen Cremes und Lotionen sind letztlich der Versuch, zu reparieren, was tendenziell austrocknende Flüssigseifen und Duschgels zuvor mitverursacht haben. Insofern folgen die Herbergen der Logik der Kosmetikindustrie. Auch in den Drogerien und Supermärkten sind die Regale seit der Markteinführung von Duschgels und Flüssigseifen in den 1990er Jahren voll mit Cremes und Körperlotionen.2

Die kleine Hotelseife war auch kein Luxus

Die bis vor einigen Jahren noch oft in Hotel-Badezimmern anzutreffenden kleinen festen Gästeseifen waren übrigens auch keine besonders hautfreundlichen. Sie wurden (und werden) wie die allermeisten industriell gefertigten Feinseifen aus den billigsten verfügbaren Fetten gefertigt, überwiegend aus Schlachtabfällen (Rindertalg) oder aus Palmöl.

Zwei Vorteile haben die kleinen Seifen allerdings: Anders als Flüssigprodukte aus einem Spender werden sie in der Regel nicht überdosiert, da kaum jemand eine Seife länger aufschäumt als nötig, zum anderen sind sie leichter biologisch abbaubar als synthetische Flüssigseifen oder Duschgels.

Echte Pflege ist anderswo

Für Reisende hat sich prinzipiell nichts geändert. Die beste Hautpflege unterwegs erledigen nach wie vor die eigenen Produkte, die sich auch zu Hause bewährt haben. Die breite Palette der Naturkosmetik und das große Angebot der zahlreichen Naturseifenmanufakturen bieten vielfältige Alternativen zu den Gratisangeboten in Hotellerie und Gastronomie.

Quellen:

  1. Vgl. stellvertretend für andere Quellen: Ellsässer, Sabine: «Körperpflegekunde und Kosmetik. Ein Lehrbuch für die
    PTA-Ausbildung und die Beratung in der Apothekenpraxis», Berlin 2020,
    S. 191. ↩︎
  2. Vgl. dazu ausführlich: Wolfgang Frey: «Die Renaissance der Seife», Heiligkreuz, 2025, S. 67f. ↩︎

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