Seife entsteht durch die Reaktion von →Lauge mit →Fetten. Reine Seife entsteht, wenn genau so viel Lauge verwandt wird, wie zum Verseifen der Fette notwendig ist. Um bei der Verwendung der Seife einen rückfettenden Effekt zu erzielen, kann sie «überfettet» werden.
Bei →Feinseifen wird die Überfettung durch die Zugabe kleiner Mengen Fett im Mischprozess erzielt. Traditionell wird dazu häufig Lanolin verwandt. Der Grad der Überfettung ist bei dieser Art der Herstellung begrenzt, da die Seifenmasse stets maschinengängig sein muss und beispielsweise nicht in den Pressformen hängen bleiben darf.
Bei kaltgerührten →Naturseifen sind deutlich höhere zusätzliche Fettmengen möglich, die bereits in der Rezeptur berechnet werden. Der Überfettungsgrad wird in Prozent angegeben, er drückt aus, wieviel mehr Fett als zur Verseifung notwendig verwendet wurde. Im Mittel liegt die Überfettung bei Naturseifen zwischen sechs und zwölf Prozent, angeboten werden aber auch solche mit 20 Prozent.
Bemisst man die Überfettung nicht anhand überschüssiger Fette, sondern an der Menge der eingesparten Lauge, spricht man statt von «Überfettung» von «Unterlaugung». Der Effekt ist derselbe, mathematisch stimmen die prozentualen Werte allerdings nicht ganz überein, was der Logik der Prozentrechnung geschuldet ist.
Die Überfettung spielt sowohl bei der Hautfreundlichkeit der Seife eine Rolle als auch bei der Haarpflege. Bei Haarseifen wird daher sehr häufig der Grad der Überfettung angegeben.
Quellen:
Frey, Wolfgang: «Die Renaissance der Seife», Heiligkreuz, 2025.