Seifenfabrikant Wolfgang Kappus gestorben

Der Seifenfabrikant Dr. Wolfgang Kappus.
Der Seifenfabrikant Dr. Wolfgang Kappus.

TRAUER. Der Seifenfabrikant Dr. Wolfgang Kappus ist tot. Wie seine Heimatstadt Offenbach am Main Anfang November mitteilte, starb der Unternehmer im Alter von 92 Jahren. Das Traditionsunternehmen Kappus war einst der größte Seifenhersteller in Europa.

Der Offenbacher Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke (SPD) würdigte Kappus als «im absolut positiven Sinne» sozialen Unternehmer alter Schule: «Man spürte, wie sehr er die Seife liebte, die er herstellte. Er stand zu seinem Produkt, es war für ihn nicht irgendetwas beliebiges. Und er war mit jedem Mitarbeitenden respektvoll, ein echtes Vorbild.»1

Der 1933 in Offenbach geborene Kappus wollte eigentlich Journalist werden, trat jedoch 1960 in die Geschäftsleitung des 1848 gegründeten Familienunternehmens M. Kappus GmbH & Co. KG Feinseifen und Parfümeriefabrik ein. Dort verantwortete er 58 Jahre lang die Geschicke des deutschen Seifenpioniers, seit 1989 zusammen mit seiner Tochter Patricia Kappus-Becker.

Wolfgang Kappus studierte Betriebs- und Volkswirtschaftslehre, blieb neben seiner Arbeit für die Seifenfabrik aber auch stets vielseitig interessiert. Er schrieb Gedichte, verfasste Kolumnen für die Kundenzeitschrift und promovierte in den 1980er Jahren im Abendstudium im Fach Politikwissenschaft. Von 1994 bis 2000 war Kappus zudem Präsident der Industrie- und Handelskammer Offenbach am Main.

Daneben engagierte sich Kappus vielfältig sozial und kulturell. Er unterstützte unter anderem das frühere städtische Altersheim, das Offenbacher Stadtarchiv, die Berufsfeuerwehr, das Deutsche Ledermuseum, die Sportstiftung und zahlreiche weitere Offenbacher Einrichtungen tatkräftig oder finanziell. Dafür wurde Kappus 2023 mit der Ehrenplakette der Stadt Offenbach ausgezeichnet.

Die Kappus-Seifenfabrik geht auf den Offenbacher Parfumeur Johann Martin Kappus zurück, der sein Geschäft 1848 eröffnete. Als er 1905 starb, zählte sein Betrieb 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Produziert wurde bereits damals für den Weltmarkt. Prominentestes Produkt war die «Kappus-Konkurrenzseife».2

Historisches Inserat für die «Kappus Konkurrenzseife».
Historisches Inserat für die «Kappus Konkurrenzseife».

Kurz vor dem Ersten Weltkrieg kündigte Kappus den Bau einer neuen Seifenfabrik in der Offenbacher Innenstadt an.3 Der Standort in der Luisenstraße 23 diente dem Unternehmen bis zum Umzug in den Stadtteil Waldhof im Jahr 2017 als zentraler Produktionsstandort.

Eingang zum Kappus-Seifenwerk in der Offenbacher Luisenstraße 23.
Eingang zum Kappus-Seifenwerk in der Offenbacher Luisenstraße 23.

Kurz nach dem Umzug nach Offenbach-Waldhof meldete Kappus Insolvenz an. Das Unternehmen hatte zu lange an die traditionelle feste Seife geglaubt und sich mit mehreren Übernahmen von Konkurrenten übernommen.4

Industriebetriebe mitten in der Stadt waren im 20. Jahrhundert in Offenbach keine Seltenheit. So errichtete der Lederfabrikant Goldpfeil etwa zeitgleich mit Kappus ein repräsentatives Produktions- und Verwaltungsgebäude im Stadtzentrum, der Druckmaschinenhersteller MAN Roland betrieb jahrzehntelang ein Werk in einem Wohnquartier südlich des Hauptbahnhofs.

Weitere Fabriken, wie die des Haushaltsgeräteherstellers Rowenta wurden weiter außerhalb errichtet und vielfach durch die Industriebahn versorgt. Ihre Gleise durchzogen weite Teile der Stadt.

[Stand: 5. November 2025]

Weiterführende Literatur:

Ausführliche Informationen zum Niedergang der traditionellen Seifenindustrie finden Sie auch im Buch «DIe Renaissance der Seife».

Bildnachweise:

Bild Wolfgang Kappus: Stadt Offenbach am Main/Bernd Georg. Bild Kappus-Werk: Wikicommons, diba, lizensiert unter Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland

Quellen:

  1. Stadt Offenbach am Main: «Stadt Offenbach trauert um Traditionsunternehmer Dr. Wolfgang Kappus, online unter https://www.offenbach.de/presse/pressemeldungen/pressemeldungen-november/pressemeldungen-KW45/nachruf-kappus04.11.2025.php, zuletzt aufgerufen am 5. November 2025. ↩︎
  2. Wikipedia: «M. Kappus», online unter de.wikipedia.org/wiki/M._Kappus, zuletzt aufgerufen am 5. November 2025. ↩︎
  3. Seifensieder-Zeitung, Nr. 14, 1912, S. 380. ↩︎
  4. Wolfgang Frey: «Die Renaissance der Seife», Heiligkreuz 2025. ↩︎

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