Naturseifen werden fast ausschließlich in kleinen Manufakturen von Hand im Kaltrührverfahren hergestellt. Dabei werden Öle und Fette in großen Töpfen mit →Natronlauge bei etwa 40 Grad Celsius verrührt. In diesen Seifenleim können Zusätze wie Farben, Düfte und weitere Zutaten gegeben werden. Der relativ rasch andickende Seifenleim wird in Formen gefüllt und wird darin meist nach 24 Stunden so fest, dass er in handliche Stücke geschnitten werden kann.
Anders als bei →Kernseifen und den verwandten →Feinseifen wird der Seifenleim nicht →ausgesalzen, so dass das in den eingesetzten Ölen und Fetten enthaltene hautpflegende →Glyzerin in der fertigen Seife erhalten bleibt.
Ein weiterer Vorteil besteht herstellungsbedingt darin, dass Naturseifen regelmäßig überfettet werden. Das bedeutet, dass mehr Öle und Fette eingesetzt werden, als mit der verwendeten Lauge verseift werden können. Die überschüssige unverseifte Menge wirkt bei der Anwendung rückfettend.
Sowohl die Menge des in Naturseifen enthaltenen Glyzerins als auch das Rückfettungpotenzial ist deutlich größer als bei allen industriell hergestellten Feinseifen. In ihrer hautpflegenden Wirkung stehen kaltgerührte Seifen an der Spitze der Seifenvarianten.
Naturseifen werden in Manufakturen oft in Mengen von nur wenigen Kilogramm pro Charge hergestellt. Größere Betriebe verwenden Gastronomiekessel, die rund 50 Kilogramm fassen. Industrieseifen werden dagegen in Chargen von mehreren Tonnen hergestellt.
Die tiefen Temperaturen bei der Herstellung von Naturseifen machen den Einsatz hochwertiger Öle und Fette sinnvoll, auch in nativen Varianten, was sich deutlich auf die Qualität der Seifen auswirkt. In der Industrie werden dagegen meist die billigsten Fette verwendet, regelmäßig auch solche, die nicht mehr genießbar sind.
Naturgemäß kosten kaltgerührte Manufakturseifen deutlich mehr als solche aus einer Fabrik. Wegen ihrer pflegenden Wirkung durch die Überfettung ist anschließendes Eincremen allerdings meist überflüssig, was wiederum Sparpotenziale bei Cremes und Bodylotions eröffnet.
Vorsicht: Nicht jede als «Naturseife» beworbene Seife ist im Sinne dieses Beitrags tatsächlich eine. Teils nutzen auch industrielle Hersteller diesen Begriff, um zu signalisieren, dass natürliche Zutaten verwendet werden. Der Begriff «Naturseife» wird hier dennoch verwendet, da er ursprünglich für kaltgerührte Seife stand und nach wie vor von den allermeisten Menschen so verwendet wird.
Quellen:
Frey, Wolfgang: «Die Renaissance der Seife», Heiligkreuz, 2025.